Mein Blog über mein Jahr in Südamerika!

Dies ist mein Blogg über meinen Anderen Dienst im Ausland mit "weltwärts"! Habt Spaß am lesen und hinterlasst gerne ein Kommentar zu den Beiträgen.
Hasta luego
Benjamin

Infos

Nach langer Zeit, eine neue Zusammenfassung der letzten zwei Monate

NEUE BILDER!!!

Alegrense
Benjamin

Samstag, 20. Februar 2010

Motooo!!!

Buen dia gente!!

Heute ist der Tag gekommen ... wir haben es auf die Reihe bekommen uns ein Motorrad zu kaufen ...

Hier ist mal ein Bild von dem Drahtesel. Da wir keine Kamera mehr haben, hab ich eins aus dem Internet, unsere sieht jedoch genau so aus:


Da werde ich mich nun gleich wieder drauf schwingen ...

Bis die Tage

Benjamin

Mittwoch, 17. Februar 2010

Zweiter Weltwärtsbericht

Da ich wegen "weltwärts" auch Berichte schreiben muss, und ihr schon lange nichtsmehr von mir gehört habt, veröffentliche ich diesen Bericht nun auch im Internet, mit dem Versprechen darauffolgend einen nächsten Bericht über die Reise und das alles zu schreiben ... Auch müsst ihr auf jeden Fall die neuen Bilder euch anschauen, welche nun auf Picasa veröffentlicht sind.






Liebe Leser, Spender, Freunde und Verwandte!

Jetzt ist es schon fast sieben Monate her, dass ich hier in Südamerika ankam. Dies bedeutet, dass Hohenau für mich schon fast wie mein zweites Zuhause ist. Der Alltag ist zur Routine geworden und der Magen hat sich an den täglichen „500g“ Fleischkonsum gewöhnt. Was meine Aufgaben und Tätigkeiten sind, habe ich euch ja im letzten Bericht geschrieben. Heute könnt ihr lesen, wie sich diese Aufgaben weiterentwickelt haben, was ich in meiner Freizeit so mache und was mir Paraguay bisher eröffnete.

Fangen wir im Internado an. Dort darf ich mich immer noch „Profesor de Aleman“ nennen. Kurz vor Jahresende ging meine Abschlussklasse wieder in ihren normalen Unterricht, da sie ihr Sprachdiplom, auf das hin gearbeitet wurde, erfolgreich bestanden hatten. Das war aber auch für die meisten keine ganz so schwere Aufgabe, da sie ja wie schon im letzten Bericht beschrieben ein solides „Deutsch“ aufweisen konnten. Mit dieser Klasse konnte ich auch schon schwerere Aufgaben bearbeiten. So hatte ich zum Beispiel von einer „Der“ deutschen Hip-Hop Gruppen - „Blumentopf“ ein Lied ausgewählt, und dieses als Lückentext den Schülern gegeben. Wir hörten den Song, und die Schüler mussten den Lückentext, in welchem die vier Fälle (Nominativ, Akkusativ, …) eliminiert wurden, ergänzen. Sonst bearbeiteten wir schon Inhaltliche Texte, was dann den meisten aber doch ein wenig schwer viel.
Mit meiner neunten Klasse arbeitete ich bis zum Jahresende vorwiegend im Buch weiter. Das hat auch ziemlich gut geklappt, da sie ihre Aufgaben nach meinem Willen erfüllten. Jedoch gab es hier ein paar wenige Schüler, welche leider zu faul sind um ein wenig zu lernen, und somit abgrundschlechte Noten einfuhren, obwohl sie sogar zu Hause deutsch reden und auch mehr oder weniger sprechen können. Es gibt mehr Schüler, die zu Hause kein Deutsch sprechen, jedoch genug lernen, dass sie in den Tests gute Noten haben, als diejenigen, die zwar zu Hause sprechen, aber nichts lernen, und dann ihre alt eingesessenen Fehler machen.
Jedoch hat auch in dieser Klasse jeder seinen Kurs bestanden, auch wenn es bei manchen sehr knapp war.
Und dann kommt da noch meine kleinen Plagegeister, die sechste Klasse. Hier musste immer viel wiederholt, auf Castellano gesprochen und besänftigt werden. Wehe draußen ist gutes Wetter und eine andere Klasse ist dann unter freiem Himmel am spielen …
In dieser Klasse arbeite ich auch im Buch weiter, jedoch wird hier auf manchmal gesungen (Die Affen rasen durch den Wald, etc …) und für die neuen Wörter auch manchmal ein Bildchen daneben gemalt. Auch in dieser Klasse haben, trotz der ganzen Schelme welche die Klasse beinhaltet, alle bestanden und zwei sogar am Jahresende eine Auszeichnung für sehr gute Leistung bekommen.
Da das Internat an sich einen festen Tagesablauf hat, hat sich an jenem bisher noch nichts geändert. Wir sind nun alles gewohnt und haben vielleicht nur ein paar Problemchen mit denjenigen Schülern, welche die vollen zwei Stunden Hausaufgabenbetreuung für zwei Mathematikaufgaben auskosten oder beim Gelände aufräumen mehr Chaos verursachen, als es zu beseitigen. Aber auch das lässt uns in der Zwischenzeit ruhig, da der mittägliche Tereree die Nerven beruhigt.
Im SOS Kinderdorf haben wir bisher zweimal in der Woche je drei Stunden Nachhilfe in Mathe, Deutsch und Englisch gegeben, was wir jetzt aber nach den Ferien durch ein Spieleprogramm für die Kinder ersetzen wollen und nur noch in speziellen Fällen dann spezifisch Nachhilfe geben. Dies halten wir für sinnvoller und auch für uns abwechslungsreicher, da wir ja schon im Internat Unterricht und Nachhilfe geben. Auch haben wir jetzt schon im Aldea zwei Jugendgruppentreffen beigewohnt. Das erste Mal gab es eine kleine Verkleidungs-Feier mit Hamburgern und viel Musik und natürlich Tanz. Das zweite Mal wurde ein Präventions-Kurzfilm über Menschenhandel gezeigt. Dies ist eine sehr gute Sache, da die Grenze von welcher wir nur 50km entfernt wohnen, schwerwiegende Probleme mit diesem Thema hat. Die Menschenhändler bieten den Kindern eine tolle reiche Gastfamilie, eine tolle Schule und viel Taschengeld an, wenn sie mit ihnen mitkommen. Danach werden sie dann in Großstädten als Prostituierte verkauft. Der Kurzfilm erzählte genau diese Geschichte von einem Mädchen, welche dem Menschenhandel zum Opfer fiel.
Das ganze wird immer von der, dem Kinderdorf angehörigen, jungen Psychologin organisiert.
In der Kirche haben wir bisher auch sehr tolle Aktionen gemacht. Angefangen hat es damit, dass wir immer zu den Gottesdiensten mitkamen um uns der Gemeinde Vorzustellen. Da fuhr man schon mal eine halbe Stunde durch den Matsch, bis man dann mal irgendwo auf dem Feld eine Kirche antraf, in welcher dann gepredigt wurde. Es war immer wieder sehr schön, so viele Leute kennen zu lernen, welche dann immer die Geschichten von ihren Urgroßeltern erzählten welche über Hamburg nach Brasilien und dann nach Paraguay sind um sich dort eine neue Existenz aufzubauen.
Für unseren Pfarrer Heinz Düllmann habe ich dann auch noch ein paar Kärtchen und Liedblätter mit dem PC designed und gebastelt, was ihn sehr gefreut hat. Auch mein Mundharmonika Einsatz kommt nicht zu kurz. An einem Gottesdienst durfte ich schon mal mitpfeifen oder beim Adventssingen, als wir die ganzen alten Omas und Opas zur Weihnachtszeit (wohl gemerkt, es hatte mindestens 30° C) mit „Oh du Fröhliche“ oder „Alle Jahre wieder“ besangen, begleitete ich mit meiner Mundharmonika. Das Adventssingen war eine echt tolle Aktion. Wir fuhren drei Tage, verteilt auf die Woche, im Feld herum, um irgendwo weit abgelegen Großmütterchen und Großväterchen aufzufinden. Hätte es geregnet, hätten wir zu den meisten nicht können, da die Lehmstraßen dann zu unüberwindbaren Sturzbächen mutieren oder einfach viel zu rutschig sind. Man kann es mit einer Fahrt auf Glatteis vergleichen.
Noch eine lustige Sache war ein kleines Theaterstück welches Nina, Ich und noch zwei Gemeindemitglieder beim Adventskaffee in einer Halle mit Ventilatoren zur Schau stellten. Wir verkleideten uns als Maria und Josef und stellten das Schauspiel pantomimisch dar.
Im September habe ich gegenüber vom Internat jetzt auch mit Karate angefangen. Diesen Dienstag ist meine Prüfung für den orangefarbenen Gürtel, den siebten KYU (abwärts zählend). Karate ist immer zwei bis dreimal in der Woche und dient mir dazu meinen, durch den täglichen Fleischkonsum angelegten Wanst, zu verkleinern. Es sind immer so 5-8 Leute da, die meisten über dreißig, jedoch gibt’s auch ein paar Winzlinge im Alter von 6 oder 7 Jahren. Diese sind jedoch immer noch auf der gleichen Gürtelstufe wie ich, sodass ich mich ein wenig in acht nehmen muss.
Die Trainer sind ein 68 jähriger Belgier und seine jüngere Frau. Er kann sogar deutsch sprechen, was natürlich am Anfang sehr zur Verständigung beitrug.
Ansonsten sind wir gerade dabei uns nach einem Motorrad umzusehen. Wir kommen so schon wenig aus dem Internat raus, was größten Teils daran liegt, dass einfach die Entfernungen zu groß sind und die Busse sehr unregelmäßig, beziehungsweise ab 18 Uhr nicht mehr fahren. Auch kennen wir, glaube ich zumindest, echt wenig von Hohenau und ich hoffe wir können das mit dem Motorrad ändern.
Nun will ich euch noch etwas generell über Paraguay erzählen. Ich beschreibe hier aus meiner eigenen subjektiven Sicht, dass was ich bisher erlebt habe und nenne euch auch ein paar Zahlen, welche ich mal hier und da aufgeschnappt habe. Zu aller erst müsst ihr wissen, dass Paraguay um ein drittel größer ist als Deutschland, hat jedoch nur 6 Millionen Einwohner (D: 81 Mio.). Das heißt, es gibt viel viel Fläche. Von dieser Fläche ist natürlich nur ein bestimmter Teil landwirtschaftlich nutzbar. Jedoch ist das immer noch eine riesige Fläche. 90% dieser Fläche gehören 3% der Bevölkerung. Und diese 3% sind ungefähr 200 Familien welche sich der Landwirtschaft verschrieben haben. Die meisten bauen Soja an. Das sieht man schon mal allein daran, dass wenn man von hier nach Ciudad del Este fährt, man eigentlich nichts anderes sieht als Sojafelder. Aus Soja wird Tierfutter, Sojaöl, Sojasauce, Biosprit, und Kaffee.erstellt, welches dann nach Europa, Asien oder nach Nordamerika exportiert wird (zu 98%). Gerade durch den neu dazugekommenen Fleischkonsum Asiens und dem Verbot von Tiermehl, ist die Nachfrage nach Soja extrem gestiegen.
Ich kann euch keine Zahlen sagen, jedoch ist der Großteil des Sojas, genverändert und von einer Firma namens „Monsanto“. Dieser läuft unter dem Namen „Round up ready“. Nicht dass man jetzt denkt, dieser Soja sei resistent gegen all die Käfer und Unkräuter, nein. Soja von Monsanto ist resistent gegen ihr eigenes Spritzmittel, welches alles Käfer und Unkräuter vernichtet. Heutzutage wird 100x mehr Spritzmittel verwendet als vor 10 Jahren, da das Ungeziefer immer resistenter wird. Da sich das ganze nur lohnt wenn man mindestens 100 Hektar besitzt, ist klar, dass das Spritzmittel mit großen Maschinen bzw. mit Flugzeugen versprüht wird. Der Wind trägt das Spritzmittel weiter zu anliegenden Bauern oder Indigenen, welche dann daran erkranken oder deren Ernte durch das Spritzmittel zerstört wird. Wollen sie sich wehren, werden Schlägertrupps geschickt, welche dann hart durchgreifen und durch Einschüchterung versuchen Gegenwehr zu unterdrücken. Natürlich gibt es auch andere und vielleicht auch vereinzelt bessere Fälle; jedoch sollte man wissen, wie das Ganze meistens von statten geht.
Dazu kommt noch, dass wenn ein Landwirt welcher zuvor Samen von Monsanto hatte, jenen wechseln wollte, das für ihn gar unmöglich ist. Es darf dann kein Samen mehr von Monsanto auf seinem Acker vorzufinden sein, bei 100 Hektar gestaltet sich diese Aufgabe als gar unmöglich. Wenn Monsanto dann seine Suchtrupps losschickt und die Äcker durchsucht und nur ein Korn findet, kann Monsanto den Landwirt in den Bankrott verklagen. Somit geht man, durch den Kauf von Monsanto-Samen, einen Vertrag mit dem Teufel ein...
Im Endeffekt führt das ganze auch noch dazu, dass die Reichen immer reicher werden und die Armen immer ärmer, sodass es in Paraguay fast keine solide Mittelschicht sondern nur Reiche und Arme gibt. Das erfahren wir auch hier im Internat. Es gibt Schüler die rennen alle halbe Stunde zum Kiosko um sich ihre Süßigkeiten zu kaufen oder erzählen von ihren Ferien, in denen sie dann nach Brasilien geflogen sind, und die anderen können sich nicht mal die Fahrt in das 40km entfernte Zuhause leisten.

Soviel erstmal dazu. Ich will euch übrigens nicht davon abhalten beim Chinesen eure Ente Süß-Sauer zu essen, was ohne Sojasauce nun wirklich schrecklich schmecken würde. Auch da Paraguay ohne Soja noch schlechter dastehen würde als es jetzt schon dasteht.

Ich freue mich immer noch über Mails, Briefe, Photos und jegliche andere Kommunikation.
Ein großes Danke an alle Spender und Gönner.

Ich hoffe der Bericht war nicht zu lang, falls ihr dennoch Fragen habt, fragt gerne nach.
Viele viele Grüße aus dem heißen Paraguay!

Euer Benjamin