Jetzt bin ich schon seit zwei Monaten hier und ich kann sagen, ich hab mich schon richtig eingelebt.Da ihr jetzt ja schon über meine Aufgaben bescheid wisst, werde ich euch in den kommenden Berichten über meine sonstigen Aktivitäten informieren.
Anfangs dachte ich ja, ich wäre hier in einem Dorf gelandet, in welchem es nichts gibt, und man auch am Wochenende nichts machen kann; falsch gedacht. Bis jetzt waren Nina und Ich, fast jedes Wochenende unterwegs. Angefangen von den Jesuiten-Ruinen in Trinidad, bis hin zur Wahl der Reína Primavera (Königin des Frühlings) im Club de Alemán. Auch haben wir hier, seit dem Besuch von Benny Haas eine eigene Stammbar namens Calypso, in welcher wir regelmäßig am Wochenende etwas trinken und essen. Benny Haas ist ein vom Gustav-Adolf-Werk Abgesandter, welcher unser Projekt besucht und geschaut hat, dass es uns gut geht. Zudem ist er auch ein guter Freund, welchen w
ir schon vom Auswahlgespräch, der Vorbereitungszeit in Deutschland und den drei Wochen in Buenos Aires kannten.
Die erste Aktion die Nina und Ich unternahmen, war der Ausflug zu den Jesuitenreduktionen in Trinidad. Dort gingen wir zusammen mit unserer Nachbarin und ihrem Sohn an einem warmen Samstagmittag hin. Zuvor gute Chipa gebacken und einen kalten Tereree im Gepäck, fuhren wir mit dem Bus zum Unesco-Weltkulturerbe nach Trinidad. Trinidad sah ein wenig so aus, als erwarte man einen großen Ansturm von Touristen, jedoch blieb dieser aber aus. Angefangen von der Trinidad-Snackbar bis hin zum Laden für Andenken, gab es fast alles, nur keine Menschen.

Die Ruinen an sich sind sehr eindrucksvoll. Sie entstanden im 17. Jahrhundert als die indigene Bevölkerung von den Spaniern versklavt wurde, und die Jesuiten ihren eigenen Stadt-Staat gründeten. Das eigentliche Ziel der Jesuiten, war jedoch die Missionierung der Ureinwohner.
Die Jesuitenreduktionen waren so besonders, da die ganzen Einwohner eine
r solchen Reduktion freiwillig arbeiteten. Es gab kein Geld, es wurde nur getauscht (sozialistisch), es gab sehr imposante Bauten durch die sich dort entwickelnde Kunst des Steinmetz. Zudem waren die Jesuitenreduktionen selbst versorgend. Das heißt sie hatten ihre eigenen Felder und Gärten, mit denen sie sich selbst versorgten. Sie bauten Yerba an, welchen sie gegen Silber mit den Spaniern tauschten und gelangten so zu ihrem Reichtum. Zudem waren die Jesuitenreduktionen das erste Staatengebilde ohne Todesstrafe. Das ganze gelang durch strenge Zucht und Ordnung innerhalb der Reduktionen. Das ganze hielt 158 Ja
hre, bis die Spanier die Jesuiten als Gefahr sahen und alle Reduktionen ausrotteten.

Wir hatten Glück und sind keinen bösen Spaniern begegnet, und hatten somit einen schönen Tag in den beeindruckenden Reduktionen. Könnt euch die Bilder selbst ja mal ansehen...
KLICK...
Das Wochenende danach gab es eine große Schulveranstaltung ganz bei uns in der Nähe. Die Schüler der Abschlussklasse feierten im großen Stil um Geld einzunehmen. Eintritt kostete 25 000 Guarani also 3 Euro, dafür gabs dann „Flash Music“ und Models aus Asuncion. Das war echt krass. Wie eine Abifeier bei uns, jedoch richtig übertrieben … wir haben viel getanzt und haben uns bisschen was bei den Paraguayas abgeschaut...die können echt alle tanzen, sogar die Jungs.

Die Musik die hi
er gespielt wird unterscheidet sich von Grund auf von der Musik die in Deutschland in den Diskos gespielt wird. Hier hört man sehr viel Regueton und Cumbia. In diesen Musikrichtungen wird immer noch sehr viel mit den Volksmusik typischen Instrumenten wie z.B. der Ziehharmonika gespielt. Man muss sich zwar erst ein wenig dran gewöhnen, jedoch ist die Musik im Endeffekt echt gut und tanzbar.
An den Sonntagen sind wir nun meistens mit Pfarrer Heinz in Gottesdiensten irgendwo mitten in der Pampa. Um zu den Kirchen zu gelangen, fährt man erstmal ü
ber Stock und Stein, über Stein und Lehmstraßen um dann irgendwo eine Kirche aufzufinden, wo man am Anfang gar keine vermutet hatte. Bei den letzten zwei Gottesdiensten gab es sogar Mittagessen. Asado mit Selbstbedienung.... wieder einmal sooo lecker. Die Gottesdienste unterscheiden sich auch sehr zu denen in Deutschland. Alles ist viel lockerer und nicht so gezwungen. Es gibt Situationen da fragt der Pfarrer die Gemeinde etwas und dann können einzelne Leute die Frage beantworten. In Deutschland würde sich niemand trauen. Oder am Schluss bei den Abkündigungen kann jeder auch noch etwas proklamieren falls es noch etwas gibt, was der Pfarrer vergessen hat.
Sogar die Lieder sind sehr viel fröhlicher und drängen einen gar dazu, gesungen zu werden …
Die Gemeindemitglieder sind alle sehr sehr freundlich, die meisten sprechen auch noch deutsch oder haben Enkel welche noch deutsch sprechen. Das sogar bis in die sechste Generation und das in einem südamerikanischen Land.
Wir sitzen dann öfters mit der älteren Generation am Tisch und reden darüber, wie ihr Großeltern oder Urgroßeltern nach Paraguay kamen... d
ie meisten über Brasilien... das sind immer sehr interessante Geschichten und keine ähnelt der Anderen.

Das nächste große Fest gab es in der dritten Woche als Benny Haas zu Besuch war. Das Internat feierte einen Sonntag lang und lud alle Schüler und Familien dazu ein, Asado zu essen und zu feiern. Erwartet wurden an die 900 Personen und eingekauft wurden an die 800kg Fleisch. Wie ihr an den Bildern sehen könnt, ist das hier nicht so das man sich ein Schnitzel kauft und sich das dann jeder selbst brät. Bei einem Asado isst die ganze Fami
lie an einem Spieß an welchem man sich dann das Fleisch abschneidet. Gewürzt ist es nur mit Salz, Pfeffer und Knoblauch und gegessen wird es mit ein wenig Kartoffelsalat und meistens Manjok. Für 40 000 Guaranie bekam man dann 2kg Fleisch... das sind nicht mal 6 Euro.... Wir ließen es uns den Tag lang gut gehen … aßen unser Asado und Chipa

und tranken Bier, welches hier jedoch nur ein viertel so stark ist wie in Deutschland jedoch vier mal schneller Kopfweh verursacht.. Hoch lebe das deutsche Reinheitsgebot...
Zur Unterhaltung gab es dann noch von jeder Klassenstufe eine Vorführung... Gesang, Tanz, Artistik etc...
Abends waren wir dann alle ziemlich müde und gingen früh ins Bett...

Das letzte große Fest war im Club de Alemán. Dort wurde die Königin des Frühlings gewählt …
Die Chicas die sich zur Wahl aufgestellt und präsentiert hatten waren alle um die 16/17 Jahre alt.. seht am besten selbst. Nach der Wahl gab es dann im gleichen Gebäude eine große Feier, wieder mit der „Flash Music“ Gruppe. Da
s Problem war nur, dass 3x der Strom ausfiel bzw wegen Überbelastung die Sicherungen durch brannten … das drückte die Stimmung ein wenig …
Insgesamt war es aber ein schönes Fest...
Durch die ganzen Feste und Gottesdienste lernen wir auch immer mehr Leute kennen mit denen man dann was machen kann. Ich freue mich schon auf das nächste Wochenende. Bei gutem Wetter geht’s dann vielleicht an den Paraná zum Wasserski fahren... vamos a ver :)
Ansonsten bin ich grad dabei mir für 8 Euro einen Motorradführerschein zu kaufen... Wäre richtig gut wenn das klappt, dann ist man hier ein wenig mobiler... zum Supermarkt sind es immer noch 1h Fußweg und sonst an den Fluss kommt man leider auch nicht, da man dort kein Bus hin fährt...
Aber darüber werdet ihr dann im nächsten Bericht noch genaueres Erfahren.
Achja ... Ameisen gibts hier auch viele ... hier ein Video :)
Und bevor ichs vergess... eine Maus hatte ich auch schon im Zimmer :) die hat sich wegen des Regens, den es hier vor ein paar Tagen gab, wieder ins Haus zurückgezogen und dann gedacht sie schaut mal bei mir im Zimmer vorbei ...
Ich hoffe ihr lest mit Freude weiterhin meine Berichte und ich freue mich über Fragen und oder Kommentare!
Hasta luego!
Benjamin